Hallo Max, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei next level lab kurz vor:
Wir sind Kai, David und Max von next level lab aus Duisburg und unser Kerngeschäft liegt in der Entwicklung moderner Software.
Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
Next level lab wurde im Mai 2019 von David und mir neben dem Studium gegründet. Wir haben damals Maschinenbau im Master studiert, als wir die erste Anfrage bekommen haben, um als Freelancer die Software für einen Messeauftritt eines großen Automobilherstellers zu entwickeln.
Wir haben zuvor schon früh mit der Entwicklung von Software und kleinen Apps neben dem Studium begonnen. Währenddessen hatten wir viele spannende Möglichkeiten, unsere Coding-Fähigkeiten durch Werkstudentenjobs und Projekte mit den Produkt Engineering Lehrstühlen der Universität Duisburg-Essen weiterzuentwickeln. Ein Highlight war für uns vor allem das Thema Extended Reality und wie es sich mit den Herausforderungen der Digitalisierung in der Industrie verbinden lässt.
Bis Anfang 2020 haben wir als Freelancer für unsere Kunden gearbeitet, jedoch stand für uns schon immer fest, dass wir mit einem eigenen digitalen Produkt an den Markt wollen. Spätestens als dann die Corona-Krise Fahrt aufnahm, war uns klar, dass der Zeitpunkt zur Entwicklung eines eigenen Produkts nun gekommen war. Zur gleichen Zeit kam dann auch Kai zu unserem Team hinzu und wir haben unser erstes eigenes Büro in Duisburg eröffnet.
Seitdem entwickeln wir nun das interaktive Dokumentationssystem „doqpal“.
Welches Problem wollt Ihr mit doqpal lösen ?
Mit doqpal können interaktive und 3D-gestützte Dokumentationen von Maschinen und Anlagen in der Cloud verwaltet und für den praktischen Einsatz bereitgestellt werden.
Als Werkstudenten bei einem großen Industrieunternehmen haben wir bereits Erfahrung in der Wartung von Industrieanlagen sammeln können. Daher wissen wir, wie verheerend die Folgen unzureichender Dokumentation sein können. Wenn in der Industrie Anlagen zum Stillstand kommen, ist mit hohen Ausfallkosten zu rechnen. Eine gute Dokumentation hilft daher bei der raschen Fehlerbehebung. Aber auch in unkritischen Situationen gewährleistet die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von Informationen einen reibungslosen Betriebsablauf.
Technische Dokumentationen sind für den praktischen Einsatz vor Ort oft unzugänglich und schlecht aufbereitet. Mit dem Gedanken, schwerfällige Papierdokumentation und eine unstrukturierte Sammlung von PDFs abzulösen, wurde doqpal entwickelt. Mit der Cloud-Lösung können Dokumentationen verwaltet und anschließend als mobile App an Kunden und Mitarbeiter ausliefert werden.
Besondere Merkmale von doqpal sind der einfache Abruf von Informationen zu Teilen einer Anlage über einen Scan mit einem Mobilgerät und die Integration von 3D-Szenarien, mit denen Aufgaben wie Wartung und Training in der Extended Reality auf das nächste Level gebracht werden.
Wie ist die Idee zu next level lab entstanden ?
Mit der wachsenden Berufserfahrung, die wir durch Werkstudentenjobs und unsere Arbeit an den Lehrstühlen gesammelt haben, wuchs auch der Wunsch, etwas Eigenes aufzubauen und die Rolle des „Machers“ anzunehmen. Da unsere Leidenschaft der Softwareentwicklung galt, brauchten wir im Prinzip dafür auch nicht mehr als einen Laptop und etwas Internet …und unzählige Stunden des Tüftelns und Lernens.
Der entscheidende Impuls kam aber durch eine plötzliche Anfrage über Xing von einem Headhunter, der Leute für ein Softwareprojekt gesucht hat. Wir haben dann den Schritt gewagt und uns als Freelancer auf den Weg gemacht.
Die Idee zu doqpal wurde durch einen unserer Kunden geprägt, mit dem wir heute noch als Entwicklungspartner zusammenarbeiten. Am Anfang stand zunächst nur der Gedanke im Raum, Konstruktionsdaten in 3D für Extended Reality Anwendungen verfügbar zu machen. Durch die Zusammenarbeit mit unserem Kunden kamen wir dann letztendlich aber zu dem Entschluss, eine Plattform zu entwickeln, welche diese 3D Modelle nutzt und direkt in konkrete Arbeitsabläufe miteinbezieht. Dabei sollte dann die Dokumentation von Maschinen und Anlagen der erste Einsatzzweck werden, den wir derzeit umsetzen.
Wie würdest Du Deiner Großmutter doqpal erklären ?
Liebe Oma, weißt Du noch, wie gerne ich mit Lego gespielt habe? Wir möchten, dass Ingenieure und Mechaniker ihre Maschinen genauso kinderleicht verstehen, wie ich damals meine Lego Modelle Stein für Stein zusammengebaut und wieder auseinandergenommen habe. Wenn sie sich also jederzeit ein Modell zum Greifen nah ansehen können, dann sind wir uns sicher, dass sie ihre Arbeit dadurch noch besser und schneller erledigen können.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Seit dem Start von doqpal hat sich vieles geändert. Kurz nach dem Start unserer Produktentwicklung begann auch unsere Teilnahme am Future Champions Accelerator Rhein-Ruhr, während der wir viel Aufwand in die Überarbeitung unserer Pitches gesteckt haben. Dadurch haben wir unsere Produktidee sehr oft reflektiert, was letztendlich dazu führte, dass wir nochmal viel an unserem Produkt überdacht haben – vom Geschäftsmodell bis hin zum USP, um das Produkt für den Kunden so präzise wie möglich auf den Punkt zu bringen. Als besonders tricky hat sich jedoch die Namensfindung herausgestellt. Wir konnten uns mit zahlreichen Ideen begeistern, doch nach einer kurzen Recherche gab es dann am Ende doch schon ein Produkt mit ähnlichem Namen oder die verflixte Domain war bereits vergeben…
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Unser Ziel soll es nicht sein, mit hohen Lizenzgebühren unseren Kunden den Zutritt zu verbauen. Wir wollen den Zugang zu doqpal so einfach wie möglich gestalten und zum Erfolg unserer Kunden beitragen. Daher setzen wir auf Gebühren oder kleine Beteiligungen am Umsatz, die erst dann anfallen, wenn ein Produkt zusammen mit doqpal ausgeliefert wird oder erfolgreich zum Einsatz gebracht wird.
Die Software kann von Herstellern von Anlagen verwendet werden, um Dokumentation direkt mit ihren Produkten auszuliefern. Pro ausgelieferter Dokumentation erhält next level lab einen festgelegten Betrag. Betreiber können mit doqpal den Lebenszyklus ihrer Anlagen mit Szenarien und Reports begleiten und zahlen dafür einen jährlichen Betrag.
Wie genau hat sich next level lab seit der Gründung entwickelt ?
Seit der Gründung hatten wir die Chance, unsere Kernkompetenzen in einer Vielzahl von spannenden Projekten weiterzuentwickeln. Mittlerweile haben wir unseren Tech-Stack so weit ausgebaut, dass wir ganzheitliche Lösungen vom Backend bis zum Frontend entwickeln können. Egal ob UI-UX Design, mobile oder Desktop Web-App, VR, AR oder Mixed Reality auf der HoloLens – Ich bin froh, dass wir uns hier so gut ergänzen.
Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?
Wir sind zu dritt.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Ich kann nicht sagen, dass bei uns mal etwas so richtig schief gegangen ist oder wir eine grundlegend falsche Entscheidung getroffen haben. Selbst Maschinebau studiert zu haben, dann aber als Softwareentwickler zu arbeiten, war nur ein Schritt, um dort zu sein, wo wir heute stehen. Am wichtigsten ist, auch aus negativen Erfahrungen und Rückschlägen immer eine Lehre zu ziehen und das für seinen Weg zu nutzen.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Ich denke, letztendlich das im Beruf zu tun, was einen begeistert, war schon eine ganz gute Entscheidung.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Wir finanzieren uns durch unser Eigenkapital, das wir als Freelancer erwirtschaftet haben. Zusätzlich erhalten wir das Gründerstipendium NRW.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Wir arbeiten derzeit an der Fertigstellung unseres MVPs und planen, damit in den nächsten 12 Monaten weitere Entwicklungspartner und Pilotkunden zu gewinnen. Eine spannende Rolle spielt für uns dabei auch die Teilnahme am kommenden Batch des Startport Inkubators.
Vielen Dank für das Interview.
2 thoughts on “next level lab versteht die Industrie”