Hallo Ihr Zwei, vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit für ein Interview mit uns nehmt ! Bitte stellt uns Euch zu Beginn kurz vor:
Wir sind Lena und Florian, Gründer der Stadtteilfabrik.
Vielleicht möchtet Ihr uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
Die Stadtteilfabrik bietet nachhaltige und lokal gefertigte Möbel aus Restholz an.
Welches Problem wollt Ihr mit der Stadtteilfabrik lösen ?
Vermüllung und Verschwendung. Deshalb nutzen wir recycelte Materialien für unsere Produktion.
Wie ist die Idee zur Stadtteilfabrik entstanden ?
Wir haben beide in Essen gewohnt und haben gerade in der Nähe der Uni beobachtet, dass dort häufig „wilder Sperrmüll“ an den Straßen wuchert. Daraufhin haben wir uns für ein Residenzstipendium im Essener Eltingviertel beworben, Das Eltingviertel befindet sich direkt neben der UDE. Während des Stipendiums haben wir den Sperrmüll im Viertel zum urbanen Rohstoff erklärt, den es gilt, nutzbar zu machen. So haben wir angefangen aus alten Möbelplatten neue Möbel herzustellen. Damals hießen wir auch noch „Eltingmöbel“, benannt nach dem Eltingviertel, wo unsere Idee ihren Ursprung hat. 2017 war in Essen dann das Jahr der Grünen Hauptstadt und wir konnten unser erstes Möbelstück, einen Hocker, vor einem großen Publikum präsentieren. Dabei haben viele Leute gefragt, ob sie bei uns lernen könnten, so etwas selbst zu bauen. Also haben wir angefangen einfache Workshopkonzepte im Bereich Möbeldesign zu entwickeln. Da wir diese irgendwann bundesweit veranstalteten, musste ein neuer Name her. Wir haben uns damals für „Stadtteilfabrik“ entschieden, um den regionalen und urbanen Charakter hervorzuheben.
Wie würdet Ihr Eurer Großmutter die Stadtteilfabrik erklären ?
Das würde etwas länger dauern! Die Antwort wäre aber: wir retten Holz vor der Entsorgung, stellen Möbel her und veranstalten verschiedene Workshops.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Ja, sehr. Anfangs haben wir mit einzelnen Teilen vom Sperrmüll produziert, inzwischen beziehen wir größere Mengen aus der Industrie. Außerdem haben wir lange Zeit Workshops zum Thema Möbelbau angeboten, seit Corona fokussieren wir uns allerdings wieder verstärkt auf den Möbelhandel.
Wie genau hat sich die Stadtteilfabrik seit der Gründung entwickelt ?
Angefangen haben wir als kleines studentisches Projekt im Essener Eltingviertel. 2019 konnten wir dann ein Ladenlokal in der Innenstadt beziehen. Wir waren deutschlandweit unterwegs und haben Workshops gegeben. Dort haben unsere Teilnehmenden in kürzester Zeit ein auf ihre Bedürfnisse zurechtgeschnittenes Möbelstück entwickelt. Dazu haben wir ihnen unterschiedliche Methoden aus dem Design gezeigt und sie im Umgang mit Werkzeug geschult. Wir waren viel unterwegs; auf Kulturveranstaltungen, Festivals oder im Bildungsbereich. Durch Corona ist das leider komplett weggebrochen. Daher vertreiben wir wieder verstärkt unsere Möbel durch unseren Onlineshop und verschiedene Partnerseiten.
Wie groß ist die Stadtteilfabrik inzwischen ?
Wir outsourcen ganz bewusst so ziemlich alles von der Produktion bis zum Fotografen.
Daher sagen wir mit Stolz: Noch immer zu zweit!
Blickt bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Wir hatten letztes Jahr einmal eine fehlerhafte Produktion, wo nach einem veralteten Entwurf aus der Versuchsphase gefertigt wurde. Die fehlerhaften Produkte haben wir an Freunde verschenkt und zum Glück kostenlosen Ersatz bekommen.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Fehlproduktionen einkalkulieren!
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Entgegen der eigentlichen Start-up Kultur haben wir kein Fremdkapital aufgenommen, sondern sind ausschließlich durch unseren Gewinn gewachsen. Dadurch haben wir uns zwar langsamer entwickelt, aber auch viel robuster. Wir haben gelernt auf unser Bauchgefühl zu vertrauen und miteinander zu kommunizieren. Wenn nur einer von uns von einer neuen Idee überzeugt ist, dann setzen wir die Idee nicht um. Wir haben gemerkt, dass wir nur erfolgreich sind, wenn wir beide für die Sache brennen.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Wie bereits angesprochen, finanzieren wir uns aus dem Produktverkauf und den Workshops. Zusätzlich werden wir durch zahlreiche Förderprogramme unterstützt, u.a. des Landesministeriums für Wissenschaft und Kultur, der Wirtschaftsförderung Essen, dem Kulturbüro der Stadt Essen, der Allbau und der ISG City Nord. Bei diesen Partnern möchten wir uns hier gerne auch nochmal ausdrücklich für die Unterstützung bedanken!
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Wir haben beschlossen, uns von unserem Ladenlokal zu trennen, da wir für 2021 weiterhin mit einem großen Einfluss durch Corona rechnen. Stattdessen werden wir uns deutlich stärker auf unseren Online-Vertrieb konzentrieren.
Vielen Dank für das Interview.
One thought on “Stadtteilfabrik – die nachhaltige Designermöbel aus dem Ruhrgebiet”