Hallo Stefan, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei SomaView kurz vor:
Mein Name ist Stefan Maas, 43 Jahre, Medizintechnikingenieur und der CEO der SomaView GmbH. Ich habe mehr als 15 Jahre Erfahrung im Bereich der Ultraschallbildverarbeitung und Projektplanung.
Unser CTO, Christian Sobotta, 38 Jahre, hat Technische Informatik studiert und mehr als 10 Jahre Erfahrung in der Ultraschallbildverarbeitung und Softwareentwicklung.
Unser dritter Mann, Tim Biersa, ist Medizintechnikingenieur und hat mehr als 12 Jahre Erfahrung im Vertrieb von Ultraschallsystemen.
Vielleicht könnt Ihr zu Beginn unseres Interviews Euer Startup SomaView kurz vorstellen ?
Die SomaView ist eine Ausgründung der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen. Dort wurden unser Startup durch das Land NRW im Rahmen des Förderprogramms „Startup-Hochschulausgründungen“ vorbereitet. 2017 erfolgte die Ausgründung als SomaView GbR; 2018 die Umwandlung in eine GmbH; 2019 die erste Kapitalerhöhung.
Welches Problem wollt Ihr mit der SomaView lösen ?
Gängige bildgebende Verfahren wie der Ultraschall bieten nur einen indirekten Blick in den menschlichen Körper. Mediziner müssen dabei das virtuelle Ultraschallbild mit der realen Patientenanatomie „im Kopf“ miteinander in Einklang bringen. Dazu muss der Arzt mit seinem Blick immer wieder zwischen Gerätebildschirm und Patienten hin und her wechseln. Dies ist bei der Diagnostik schon schwierig und stellt bei Interventionen eine echte Herausforderung dar.
Wie ist die Idee zur SomaView entstanden ?
Die Idee kam beim Lesen der Zeitschrift „Welt der Wunder“. Dort gab es einen interessanten Bericht über die damals erst kommerziell verfügbare Augmented Reality Brille. Ich war fasziniert und habe mir überlegt, wie man die AR und Ultraschall sinnvoll miteinander kombinieren kann. Das war die Geburtsstunde von „AuRIS“, unserem „Augmented Reality Intervention System“.
Wie würdest Du Deiner Großmutter die SomaView erklären ?
Meine Oma ist sehr pfiffig und als ich ihre erzählt habe, was wir vorhaben, war sie direkt begeistert. Dabei habe ich nur gesagt: „Wir helfen Ärzten und Patienten, Ultraschallbilder besser zu verstehen. Man kann jetzt alles dort sehen, wo es sich in dem Moment auch befindet.“
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Das hat es. Wir haben anfangs nur an AuRIS gearbeitet, mussten jedoch erkennen, dass eine markreife Entwicklung eines innovativen Medizinprodukts mehrere Jahre dauert – selbst wenn das Gerät technisch heute schon fertig wäre. Rechtliche Vorgaben, klinische Tests, usw. kosten viel Zeit und Geld. Also haben wir uns überlegt, wie wir – basierend auf der gleichen Technik – ein Nicht-Medizinprodukt auf den Markt bringen können, mit dem wir erste Umsätze generieren können. So entstand unser erstes Produkt: BabyAR.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Wir vertreiben BabyAR an niedergelassene Gynäkologen und Geburtshilfestationen in Krankenhäusern. Diese können mit BabyAR ihr Patientenbildmanagement digitalisieren und Ihren schwangeren Patientinnen eine innovative und wirklich schöne Zusatzleistung anbieten.
Dass der Gesetzgeber in Deutschland die ebenfalls sehr schönen 3D- und 4D-Ultraschallaufnehmen ab 2021 verboten hat, kommt uns dabei natürlich sehr gelegen. Somit ist dann unser an sich einziges Konkurrenzprodukt hierzulande „per Gesetz“ vom Markt verschwunden.
Wie genau hat sich die SomaView seit der Gründung entwickelt ?
Während die GbR nur im Nebenerwerb vorangetrieben wurde, haben wir mit der GmbH Ende 2018 richtig loslegen können. Dass wir dann bereits im Januar die erste Kapitalerhöhung und zwei neue Gesellschafter hatten, hätten wir selbst nicht erwartet. Wir sind aber nach wie vor auf Investorensuche.
Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?
Drei Gründer und zwei Angestellte. Unseren ersten Umsatz erwarten wir Ende des Jahres.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schiefgegangen ?
Unser erster Kontakt mit einem VC. Da sind wir richtig baden gegangen. Mittlerweile wissen wir natürlich auch, wieso: Es war viel zu früh – wir als Gründer und auch die SomaView waren noch nicht so weit.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Bis zu dem Zeitpunkt waren wir recht erfolgsverwöhnt, weil eigentlich immer alles nach Plan geklappt hat. Es war klar, dass es nicht immer so weitergehen wird, aber diese Niederlage hat uns gezeigt, dass wir im Punkt „Investorensuche“ noch viel Arbeit vor uns haben – und uns viel besser vorbereiten müssen.
Zum Glück haben und hatten wir ein hervorragendes Netzwerk, dass uns dabei unterstütz.
Und wo habt Ihr bisher alles richtiggemacht ?
Eigenlob stinkt. 😉 Aber es war sicherlich sehr clever, frühzeitig auf BabyAR umzusteigen. Als ehemalige Wissenschaftler möchten wir zwar unbedingt etwas auf den Markt bringe, was Patienten hilft. Aber für die Weiterentwicklung von AuRIS benötigen wir Geld – und das möchten wir mit BabyAR verdienen.
Und es gibt sicherlich Schlimmeres, als ein Lächeln auf das Gesicht werdender Eltern zu zaubern.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Öffentliche Mittel, durch BAs, eigene Mittel
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
BabyAR erfolgreich an den Start zu bringen und die ersten prä-klinischen Tests mit AuRIS ebenso erfolgreich abzuschließen wie die weitere Investorensuche.
Vielen Dank für das Interview.
Ich habe zu danken. 😉