Hallo Katharina, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Sperling kurz vor:
Hey, ich bin Katharina. Zusammen mit Björn habe ich 2019 Sperling-Bags gegründet.
Mittlerweile sind wir zu viert und lassen von Bochum aus unsere Sperlinge in die ganze Welt hinaus fliegen.
Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
Sperling-Bags setzen ein Zeichen gegen Tierleid in der Textilindustrie. Jeder einzelne Rucksack beweist, dass es eine Alternative zu Leder gibt, die der Tierhaut in nichts nachsteht. Mit jedem Sperling unterstützen wir einen Tierschutzhof und schenken Tieren aus der Massentierhaltung ein besseres Leben.
Unsere beiden Rucksack- und Geldbörsenmodelle zeichnen sich durch qualitativ hochwertige Verarbeitung, Funktionalität und ein modernes Design aus.
Ein junges Gründer-Team, das die Problematik dieser Zeit erkannt hat.
Die fleischlose Ernährung rollt über den Lebensmittelmarkt. Doch um der Klimakrise entgegenzuwirken müssen wir auch unseren Lebensstil hinterfragen. Denn Leder ist kein Abfallprodukt.
Nichts ist leichter, als bei seiner Geldbörse oder Tasche zu beginnen. Für unser Kork wird kein Baum gefällt. Ressourcenschonend und umweltfreundlich wird nur die Rinde der Korkeiche verwendet, welche dann nachwächst und wieder geerntet werden kann.
Wir sind uns sicher, dass wir mit Sperling nicht nur unternehmerisch erfolgreich werden können, sondern vor allem mit jeder einzelnen Tasche, die Textilindustrie ein Stück weiter revolutionieren.
Kein Rucksack muss kein Leben kosten.
Welches Problem wollt Ihr mit Sperling lösen ?
„Echtes Leder“ als Qualitätsmerkmal? Das wollen wir nicht so stehen lassen. Wir sagen – „Kein Rucksack muss ein Leben kosten“.
Qualität, Funktionalität und Nachhaltigkeit vereinen wir in unseren modernen Designs. Damit stärken wir nicht nur unserer Sperling-Family den Rücken, sondern tun mit jeder Tasche auch noch etwas für den Tierschutz.
Wie ist die Idee zu Sperling entstanden ?
Björn war damals leidenschaftlicher Kitesurfer. Als ihm damals sein erster Kite zerrissen ist hat er sich das Nähen beigebracht und seinem Kite upgecycelt als Tasche ein neues Leben geschenkt. Das kam in der Kitesurf-Community so gut an, dass er sich dort schon bald einen Namen machte und mehr mehr alten Kites in Taschen umwandelte.
Björn und ich haben uns an der Uni kennengelernt als ich gerade auf der Suche nach einem Ersatz für meinen Jutebeutel war.
Ich war auf der Suche nach einem Rucksack der schick aussieht und funktional ist, dabei aber aus ethischer Überzeugung weder aus Leder ist, noch aussieht wie ein Trecking Rucksack. Mit meinem Traumrucksack im Kopf und Björns können an der Nähmaschine, haben wir wochenlang Materialien zusammengesucht und Designs ausprobiert, bis wir den aller erste Sperling dann in den Händen hielten und sofort wussten; Da müssen wir mehr draus machen!
Wie würdest Du Deiner Großmutter Sperling erklären ?
Wir machen Rucksäcke. Modisch, funktional uns nachhaltig. Und das Beste; Du machst damit auch noch Kühe glücklich!
Nur Echt-Leder ist robust, langlebig und hochwertig?
Wir überzeugen dich vom Gegenteil. So manch einer konnte seinen Sinnen nicht mehr trauen, wenn wir erzählt haben, was wir aus der Rinde eines Baumes so alles machen können.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Zu Beginn wollten wir gar kein Unternehmen gründen. Wir wollten einfach für uns selbst, den perfekten Rucksack kreieren. Doch als wir bemerkt haben, wie unfassbar gut der Rucksack in unserem Umfeld ankam, haben wir schnell bemerkt, dass wir in der Gesellschaft damit richtig etwas verändern können. Die fleischlose Ernährung wird immer mehr. Warum dies nicht auch auf den gesamten Lifestyle ausbreiten?
Zu Beginn wurde das Thema noch kritisch begutachtet. „Vegan“ wurde als komisch und „kann ja nicht so gut sein wie Tierhaut“ abgestempelt. Aber die Leute werden offener und interessierter. Zu Beginn haben wir unsere Stärken etwas unter den Teppich gekehrt, weil wir niemanden auf den Schlips treten wollten, in dem wir sagen, dass für Unseren Rucksack kein Tier sterben muss. Mittlereile sind wir viel selbstbewusster und erzählen gerne, dass wir da etwas Gutes vorantreiben.
Dennoch achten wir immer sehr darauf, mit unseren Werten zu überzeugen und nicht das aufzuzählen, was in unserer Welt momentan noch nicht so gut läuft.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Wir kombinieren ein nachhaltiges Konzept mit Funktionalität in modischem Design.
Bei uns, muss man auf nichts verzichten oder einen Kompromiss eingehen.
Im Gegenteil.
Wie genau hat sich Sperling seit der Gründung entwickelt ?
Begonnen hat alles an der alten Nähmaschine von Björns Oma auf dem Dachboden von Björns Eltern. Nach kurzer Zeit ist der Dachboden aus allen Nähten geplatzt. Mit den Aufträgen kamen wir kaum noch hinterher, so dass wir uns Nähereien gesucht haben, die uns seit her unterstützen.
Wir sind in eine Wohnung gezogen, mit extra Zimmer für die Rucksäcke. Doch auch dieses, der große Keller, die Garage und auch jedes andere Zimmer war bald besetzt von Sperlingen, so dass wir abends die Kartons vom Bett stellen mussten, um schlafen zu gehen. Seit Sommer 2020 haben wir nun ein Büro in einem alten Zechengebäude bezogen. Seitdem ist auch unser Team gewachsen und wir sitzen an richtigen Schreibtischen und verpacken die Kartons nicht mehr am Küchentisch und bringen auch nicht mehr alle Kartons mit dem Fahrrad zur Dorf-Post-Annahmestelle.
Wir sind ein richtiges kleines Unternehmen geworden und sind unfassbar stolz, wenn eine fremde Person in der Stadt an uns vorbei läuft mit einem unserer Sperlinge auf dem Rücken.
Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?
Wir messen unseren Erfolg nicht in Umsatz, sondern an glücklichen Kühen.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Nichts funktioniert einfach auf gut Glück. Aber wenn man so richtig an seine Sache glaubt, dann bekommt man das hin und sogar noch darüber hinaus.
Zum Beispiel haben wir einmal eine ganze und wirklich teure Rolle Kork am Zoll verloren. Da wir nicht wussten, dass für den Naturstoff ein spezielles Ursprungszeugnis benötigt wird, wurde das gesamte Material am Zoll vernichtet.
All unser Erspartes hatten wir bereits für diesen Kork ausgegeben und wir standen vor der Entscheidung, ob wir weiter machen und wenn ja; Wie?
Doch wir haben weiter gemacht. Und es hat sich so unfassbar gelohnt!
Immer wieder sind Pakete auf dem Versandweg verloren gegangen, wir haben Klauseln in Verträgen übersehen oder hatten schlichtweg Pech. Doch aus all dem hat sich Sperling entwickelt.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Fehler passieren. Doch wenn man erst anfängt, wenn man perfekt ist, fängt man nie an.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Wir haben immer genau das umgesetzt, was wir wollten. Auf unserem Weg sind uns viele Leute begegnet, die uns Ratschläge gegeben haben, über welche wir auch wirklich lange nachgedacht haben. Doch schlussendlich haben wir immer genau das gemacht, was wir selbst am besten fanden. Denn nur, wenn man auch zu 100 Prozent überzeugt von seinem Unternehmen ist, gibt man auch wirklich alles dafür. Denn dann macht es auch am meisten Spaß. Wir sind uns definitiv immer selbst treu geblieben.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Mit dem Geld der ersten Taschen aus Kitesegeln, hat Björn sich damals ein Wohnmobil gekauft. Mit diesem haben wir wochenlang am Meer gelebt.
Für die erste Produktionscharge haben wir uns schweren Herzens von dem Wohnmobil trennen müssen.
Doch wir haben uns selbst versprochen, irgendwann kaufen wir ihn zurück.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Wir wollen definitiv unser Produktsortiment erweitern. Es gibt noch so viele Produkte aus Leder, für die Kork die perfekte Alternative darstellt.
Außerdem freuen wir uns auch schon drauf unser Team wachsen zu lassen.
Vielen Dank für das Interview.